(Un-)eindeutige Gesellschaftskritik –

Otto Dix und die politische Ikonographie

Universität Hamburg · Kunstgeschichtliches Seminar · Wintersemester  2018/19

Ausgehend von Otto Dix’ (1891-1969) noch heute als populär rezipierten, neusachlichen und veristischen Arbeiten der 1920er Jahre entstand seit 1933 ein vermeintlich unpolitisches, in der Bildsprache weit weniger offensiv gesellschaftskritisch angelegtes Œuvre: Anstelle zahlreicher Kriegsszenarien und soziokritischen Milieudarstellungen traten primär Landschaftsdarstellungen, Auftrags-Portraits und ab 1937 christlich-allegorische Darstellungen. In der künstlerischen Entwicklung kündigt sich so ein radikaler Umbruch an, der mit Inkrafttreten der NS-Diktatur einsetze und damit auf das wechselseitige Verhältnis zwischen gesellschafts- und kunstpolitischen Einflüssen mit Dix’ Œuvre verweist.

Im Seminar werden zentrale Werkbeispiele der 1920er bis 1940er Jahre in den Blick genommen, anhand derer motivische, stilistische und ikonographische Entwicklungen Überprüfung finden. Im Fokus stehen sowohl eindeutig identifizierbare wie auch ambige Motive, weshalb die politische Ikonographie und damit eine Leitdisziplin des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Hamburg als bildwissenschaftliche Grundlage dient.

Neben der inhaltlichen Erarbeitung des Seminarthemas werden Recherchemöglichkeiten und der Umgang mit Primärdokumenten nahe gebracht. Als Teil der ikonographischen Analyse sind daher Besuche des Warburg-Hauses mit Rechercheübungen am Index Politische Ikonographie geplant. Zudem wird die Lektüre von Primärquellen Bestandteil des Seminars sein. Aufgrund der wichtigen Bestände der Hamburger Kunsthalle finden zudem Seminarsitzungen am Original statt, um einen differenzierten Blick auf Werkentstehungsprozesse, technische Charakteristika und Raffinessen in Dix’ Arbeiten zu üben.

Kooperationspartner

Dr. Benjamin Fellmann · Index Politische Ikonographie · Warburg-Haus

Dr. Andreas Stolzenburg · Kupferstichkabinett · Hamburger Kunsthalle

Otto Dix, Bildnis Frau Rosa Eberl, 1940, Öl auf Holz, 103 x 80 cm, Städtische Kunstsammlung Freital, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Kontakt